Einreise Iran, Nazik und was sonst noch war

Nachdem die Reisegruppe Igdir verlässt, kommen sie dann auf persisches Gebiet nach Nazik und zum Urmiasee

Da ich schon ein wenig aufgeregt war, wie das mit meinem Grenzübertritt wohl klappen würde, bin ich heute Morgen schon um etwa 5:30 Uhr aufgestanden, eingepackt und dann ab zur türkisch-iranischen Grenze. An der türkischen Passkontrolle drängelten die Einheimischen dann ganz ungeniert vor und bei der Fahrzeugkontrolle und Ausreisebescheinigung war mal eben die EDV ausgefallen, sodass alles von Hand aufgenommen werden musste. Dauerte etwa eine Stunde.
An der iranischen Grenze ging dann irgendwie das Chaos los. Autos und Fahrer hierher, Passagiere dort entlang. Man lässt mich natürlich erst einmal den falschen Weg laufen. Dann wieder raus zum Wagen und ihn schon einmal hinter das iranische Grenzgitter gefahren. Nun ab zur Pass- und Visumskontrolle. Plötzlich taucht ein Typ ohne Uniform auf, der einem seine Hilfe bei den Grenzkontrollen anbietet. Den wurde ich auf den folgenden, gefühlten 10 Stationen dieser Grenzkontrolle dann auch nicht mehr los. Zum Schluss besorgte er mir dann auch noch eine Fahrzeugversicherung für 10 Tage und nach einer weiteren Stunde war ich also auf iranischem Boden. Die Versicherung hat mich 50 Euro gekostet und die Hilfe des guten Mannes, man könnte auch sagen Schlepper, weitere 50 Euro, aber ich habe ihn wenigstens etwas heruntergehandelt 😉 Und irgendwie bekommt man das Gefühl nicht los, dass hier alle unter einer Decke stecken… so wie die Geldscheine da hin und her gesteckt werden.
Statue_NazikDann also weiter nach Nazik. Die Landschaft ist ähnlich schön wie auf der türkischen Seite, die „Dörfchen“ am Straßenrand allerdings noch um eine Spur ärmlicher. Nazik hat selber auch nicht viel zu bieten, das Aufregendste war dann die Statue in der Ortsmitte.

Nun wollte ich eben in Tabriz zum Tanken Geld wechseln um dann zum Urmiasee weiterzufahren. Als ich dort ankam, waren aber die ersten beiden Banken, die ich aufgesucht hatte, bereits geschlossen. Plötzlich rief ein Mann aus einem anderen Wagen: „Kann ich Ihnen helfen?“ Hmm… da war ich etwas verdutzt mitten im Iran auf Deutsch angesprochen zu werden. Der gute Mann hielt vor meinem Wagen, wir besprachen kurz mein Problem, dann parkte er sein Auto und wir fuhren in meinem sicherlich eine halbe Stunde durch die Stadt um eine geöffnete Wechselstube zu finden. Hier wird Gastfreundschaft also wirklich groß geschrieben. Aber es ging noch weiter…
Ich fuhr also Richtung Urmiasee und kurz davor fand ich auch endlich eine Tankstelle. Dem alten Mann versuchte ich ausdrücklich zu erklären, dass ich Diesel benötige, was bei iranischen PKWs sehr unüblich ist. Er schickt mich zu einer bestimmten Säule und auch dort taucht plötzlich ein anderer Kunde der Tankstelle auf und hilft mir beim Tanken. Für gut 50 Liter habe ich dann 525.000 Rial bezahlt, was etwa 14,50 Euro entspricht. Auch nicht schlecht, dachte ich…
Also weiter Richtung See, dort wird zum Überqueren der Brücke eine Gebühr verlangt. Der Mann an der Bezahlstation fragt mich, wo ich herkomme, und nachdem ich „Germany“ antworte, schickt er mich ohne zu Bezahlen weiter. Aber… die Kutsche springt nicht mehr an. Er also raus aus seinem Häuschen und den Wagen erst einmal auf den Seitenstreifen geschoben. Keine fünf Minuten später hatte ich 4 Kollegen rund um mein Auto stehen, die versuchten das Problem in den Griff zu kriegen. Ein paar Versuche und einige Telefongespräche weiter einigten wir uns darauf, dass man den Wagen am besten in den nächsten Ort zu einem Techniker schleppt. Doch welch ein Wunder: Plötzlich springt die Kutsche wieder an. Ich mich also bedankt und ab über die Brücke. An deren Ende kommt dann eine Polizeistation, die allgemeine Verkehrskontrollen durchführt. Dort angehalten ging die Kiste wieder aus. Nun begann hier das Spielchen von Neuen, nur dass es diesmal Polizisten waren, die versuchten meinen Wagen wieder in Gang zu bringen. Da aber auch diese Versuche nichts brachten, riefen wir nun tatsächlich einen Techniker mit Abschleppwagen. Während wir auf ihn warteten, habe ich mich mit einem noch recht jungen Polizisten über meine Reise, sein Land und Leute und deren Probleme unterhalten. Sehr aufschlussreich das Gespräch, das er ja eigentlich nicht mit einem Ausländer führen durfte. Dann schaute sich der inzwischen angekommene Techniker das Auto an und während einer der vielen Startversuche sprang das Auto wieder einmal an. Nun beschlossen wir, dass ich hinter dem Abschleppwagen her fahren sollte in die nächste Ortschaft zu einer Werkstatt. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Chef der jungen Polizisten gemacht, der plötzlich auftauchte: Dieser hielt das für viel zu gefährlich und so mussten wir die Kutsche doch an den Haken hängen und nach Urmia (oder auch Orumiyeh) bringen. Dort angekommen fanden wir dann auch an der dritten Werkstatt jemanden, der sich an den Wagen herantraute, da VW Caddys noch dazu mit Dieselmotor hier wohl selten sind.

Die Kutsche will nicht mehr :-(

Die Kutsche will nicht mehr 🙁

Also brachte mich der hilfsbereite Abschleppwagenfahrer noch zu einem Hotel, zwischendurch wurde dann noch mal eben das Auto gewechselt und Frau und Kind mit eingeladen, da die Familie anscheinend an diesem Abend noch was vor hatte. Als wir am Hotel ankamen und ich einchecken wollte, sagte die Dame an der Rezeption, dass ohne Passport also Reisepass gar nichts liefe. Wir also noch einmal zurück zur Werkstatt, da ich meinen Pass ja schlauerweise im Auto liegen gelassen hatte. Die ganze Aktion inklusive Abschleppen und hin und her fahren hat etwa 4 Stunden gedauert und der gute Mann verlangte dafür umgerechnet 70 Euro. Und holt mich morgen früh nach dem Frühstück noch dazu wieder ab um mich zur Werkstatt zu bringen. Der Besitzer der Werkstatt hatte übrigens beim letzten Besuch schon mit Händen und Füßen mir versucht zu erklären (und wieder mit zusätzlichen Telefonanrufen), dass ich wohl zu dem noch vorhandenem Diesel Benzin getankt hätte. Deshalb müsse morgen der Tank entleert werden, der Motor gereinigt und dann sollte die Kutsche wieder laufen. 🙂
Also wer vorhat mit dem eigenen Auto, vielleicht sogar einem mit Dieselmotor, in den Iran zu fahren sollte beim Tanken höllisch aufpassen, denn den geschriebenen „Fliegendreck“, wie Rob sich im Buch ausdrückt, kann man auch beim besten Willen nicht entziffern.

gefahrene Strecke: 525 km – gesamt: 7516 km

1 Antwort

  1. Mausi sagt:

    Mal ehrlich,
    seit diesem Nachmittag bin ich definitiv herzkrank!
    Ein Hoch auf die Werkstatt! Gute Arbeit, zügig, effektiv und preiswert.
    Mausi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert